„Schrei oder Schreib. Worte für Demokratie und Freiheit“ lautete das Motto des diesjährigen Deutsch-Norwegischen Jugendforums (DNJF). Dieses fand vom 11. bis 14. Oktober 2019 in Frankfurt am Main statt - im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse. Dort war Norwegen Ehrengast, ein Land in dem die allgemeine Meinungsfreiheit einen hohen Stellenwert genießt und die sich auch in allen Genres der norwegischen Literatur widerspiegelt.
Vor diesem Hintergrund setzten sich - auf Einladung des DNJF - rund 40 deutsche und norwegische Jugendliche mit den wesentlichen Fragen rund um Demokratie und Freiheit in verschiedenen Arbeitsgruppen aus den Bereichen Sprache, Schauspiel, Fotografie und Zeitung auseinander.
Teilnehmer aus der Arbeitsgruppe „Sprache“ übersetzten beispielsweise norwegische Gedichte ins Deutsche und formulierten Apelle, die zur gesellschaftlichen Verantwortung jedes Einzelnen aufrufen. In der Arbeitsgruppe „Fotografie“ ging es um „Bildsprache“. An verschiedenen Orten suchten die Jugendlichen nach Motiven, die die Aspekte „Freiheit und Demokratie“ zum Ausdruck brachten. Sie lernten dabei auch, wie sich durch den Einsatz fotografischer Mittel eine eindeutige Botschaft mit einem Bild kommunizieren lässt. Die thematische Auseinandersetzung erfolgte in der Arbeitsgruppe „Schauspiel" durch improvisierte Szenen und selbstgeschriebene Sketche. Aspekte wie Ausgrenzung und Diskriminierung standen hier im Fokus. In den Inszenierungen zeigte die Gruppe mögliche Folgen von Cyber-Mobbing auf; sie wendete sich zudem gegen heterosexuelle Beziehungen als Norm sowie die populistische Vereinfachung gesellschaftspolitischer Debatten. In der vierten Arbeitsgruppe erstellten die Jugendlichen eine eigene Zeitung, in der die DNJF Teilnehmer ihre Meinung zum Klimawandel kundtun. Bereits am letzten Tag des Jugendforums hielten alle die Zeitung druckfrisch in Händen.
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden auf der feierlichen Abschlussveranstaltung am 14. Oktober 2019 im Beisein der Sponsoren, Partner und Freunde präsentiert. Die Grußworte sprachen Herr Dr. Axel Berg, Botschafter a.D. und Geschäftsführer der Norwegisch-Deutschen Willy Brandt Stiftung sowie Herr Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft in Frankfurt am Main. Dr. Axel Berg, der selber - u.a. als deutscher Botschafter in Oslo - viele Jahre in Norwegen verbracht hatte, forderte die norwegischen Jugendlichen auf, zum Austausch nach Deutschland zu kommen, sei es zum Studieren, Arbeiten oder nur zu Besuch. Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, betonte, dass jeder „das Recht auf eine eigene Meinung habe“. Diese „ sollte jedoch formuliert werden, um mit anderen in einen auf demokratischer Ebene geführten Dialog treten zu können“.
Neben den Arbeitsgruppen wurde ein kulturelles Rahmenprogramm geboten: Bereits am Freitagnachmittag nahmen die Jugendlichen an einer Führung durch die Ausstellung "House of Norway" im Museum Angewandte Kunst teil. Am Samstagvormittag stand eine zweistündige Stadtrally auf dem Programm. Besucht wurden Orte mit besonderer Bedeutung für Demokratie und gesellschaftliches Zusammenleben in Deutschland wie z.B. die Frankfurter Paulskirche (Wiege der Demokratie) oder die Geburtshäuser von Oskar Schindler und Johann Wolfgang Goethe. Am Abend fand eine Lesung mit der norwegischen Autorin Helene Imislund und dem deutschen Übersetzer und Schriftsteller Matthias Jügler statt. Die aktive Einbeziehung der Jugendlichen verlieh dieser Veranstaltung einen besonderen Charme. So wurden die norwegischen Texte von zwei DNJF Teilnehmerinnen sowohl ins Deutsche als auch ins Französische übersetzt.
Sonntagabend nahmen die Jugendlichen an einer Diskussionsrunde teil. Die Gesprächspartner waren Vertreterinnen und Vertreter der Norwegisch-Deutschen Willy-Brandt Stiftung, der Frankfurter Ortsgruppe „Fridays for Future“, des Pressenetzwerks für Jugendthemen e.V. und eine ehemalige Stipendiatin aus dem „Stadtteil-Botschafterprojekt“ , ein von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft gefördertes Stipendienprogramm zur Stärkung der Zivilgesellschaft vor Ort. Diskutiert wurde die Frage, welchen Beitrag jeder Einzelne für die Stärkung und den Erhalt von Demokratie und Freiheit leisten kann, aber auch, wie man sich Gehör verschaffen kann, wenn gesellschaftliche Veränderungen im positiven Sinne bewirkt werden sollen.
Auch in diesem Jahr waren die Jugendlichen wieder vom DNJF begeistert. So bot, laut Aussage eines norwegischen Teilnehmers, das Forum für viele „eine hervorragende Möglichkeit, um Leute kennenzulernen und seine Kenntnisse der deutschen Sprache aufzubessern“. Wiederum betonte ein weiterer Teilnehmer, dass es immer wieder „schön zu sehen sei, wenn Deutsche feststellen, wie nah sie den Norwegern sind“. Dies ist ein Beweis dafür, dass das DNJF seinen wesentlichen Zielen gerecht wird, nämlich „bei norwegischen Jugendlichen das Interesse an der deutschen Sprache und an Deutschland - sowie umgekehrt - zu wecken und zu intensivieren“.
Partner des diesjährigen Jugendforums waren die Deutsche Botschaft in Oslo, die Königlich Norwegische Botschaft in Berlin, das Goethe Institut, das German-Norwegian Network und das Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften der Universität Frankfurt am Main.
Finanzielle Förderung (2019) erfolgte durch das Norwegische Bildungsministerium, die Norwegisch- Deutsche Willy Brandt Stiftung (auch Partner), die Stiftung Polytechnische Gesellschaft und Wintershall-Dea GmbH.
Weitere Informationen stehen in der Pressemitteilung und im Programmblatt DNJF 2019.